Reiseblog. Touren 2021 / 22
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Endlich im Hafen von El Ejido
Wir hatten uns schon, seit wir im Frühjahr 2020 aus Spanien zurückgekommen waren, auf unsere nächste Reise und vor allen Dingen auf den Hafen in El Ejido gefreut. Wir stellten uns vor, wie toll es wieder im Hafen sein würde. Aber es sollte ganz anders kommen. Der Aufenthalt dort entwickelte sich zu einem Desaster. Aber sicher war unsere Erwartungshaltung zu hoch. Aber mehr dazu in diesem Beitrag.
Aber wir hätten es eigentlich wissen müssen
Wir sind seit 2006 unterwegs. Zuerst mit einem alten Wohnwagen, den wir im Internet geschossen hatten, dann mit einem Bürstner Wohnwagen, dann mit einem Rimor Wohnmobil und dann mit einem Frankia Wohnmobil. Wir hatten eine tolle Zeit. Wir hatten viele Menschen kennengelernt, die wie wir gepolt sind. Hatten viele Länder besucht. Kroatien, Slowenien, Italien, Frankreich, Spanien usw. Städte wie Rom, Florenz, Venedig, Paris, Biarritz, Split um nur einige Orte zu erwähnen.
Wir hatten wirklich fantastische Zeiten erlebt und unterwegs nette Menschen kennengelernt. Es gab keine „Klassentrennung“. Wenn wir einem Wohnmobil unterwegs begegneten wurde freundlich gegrüßt. In der Regel wurde dieser Gruß ebenso freundlich erwidert. Wenn Not am Mann war, waren schnell helfende Hände da.
Erinnerung. Hilfsbereite Menschen
So war es auch, als wir 2020 den Wohnmobilstellplatz in El Ejido verließen. Menschen halfen uns das Motorrad auf den Hänger zu schieben. Oder sie halfen dabei den Hänger anzuhängen. Wiesen uns ein, um nur einige der kleinen Dinge zu benennen. Manchmal standen wir einfach so sporadisch zusammen und tranken ein Bier oder ein Likörchen. Das war normal.
Der respektvolle Umgang miteinander
Die Hunde waren am Platz angeleint. Am Strand ging man einfach mit Leine. Sehr wenig Hundescheisse am Strand. Auf den Punkt gebracht. Es gab ein respektvolles und soziales Miteinander. Aber jetzt war es anders und wir hätten es eigentlich wissen müssen.
Überall war in der Presse zu lesen und im Internet, speziell bei Facebook, zu sehen, dass die Wohnmobilbranche boomt. Wir hatten von Alledem in unserem kleinen 200 Seelendorf wenig mitbekommen. Aus Vorsicht und Respekt vor der Corona-Pandemie und deren Opfer unternahmen wir das ganze Jahr keine Touren mit unserem Wohnmobil. Wir blieben einfach zu Hause in unserem schnuckeligen Haus aus dem 18. Jahrhundert. Statt irgendwo am Strand saßen wir hier in unserem Garten und hörten den Vögeln zu.
Corona hatte uns nicht erreicht. Wir lebten wie in Quarantäne. Nur wenn wir zum Einkaufen fuhren und unser Dorf verließen, wurde uns bewusst welche Gefahr dort draußen auf uns wartete. Aus diesem Grund ließen wir uns auch impfen.
Aber da draußen sah es anders aus. Jeder meinte plötzlich sich ein Wohnmobil kaufen zu müssen. Gleichzeitig mit dem Kauf die bedingungslose Freiheit. All das wurde ja überall publiziert. Vor allen Dingen bei Facebook. Und sie fuhren dann auch alle los. Trotz Corona.
Freisteher, Neulinge und die neue vermeintliche Freiheit
Die Branche versprach den neuen Kunden die absolute Freiheit. Diese Freiheit sah dann so aus, dass in Naturschutzgebieten wie z.B dem Naturpark Nordeifel, die Wanderparkplätze zum Campieren genutzt wurden. Abfall wurde einfach in die Büsche entsorgt oder einfach am Platz liegen gelassen. Von den Exkrementen ganz zu schweigen. Einige Gemeinden zogen die Notbremse und machten diese Parkplätze einfach dicht. Die Leittragenden waren die Wanderer und Naturliebhaber.
Aber nicht nur dort kam es zu diesem respektlosen Umgang. In den sozialen Medien und einigen Wohnmobilplattformen im Netz wurden die “Geheimtipps“ für sogenannte Freisteher schnell verbreitet.
Andere nutzten die Wohnmobile um die durch Corona verordneten Einschränkungen zu umgehen oder zu unterlaufen.
Was auch immer die plötzliche Motivation zur Anschaffung eines Wohnmobils war, hatte bei vielen neuen Wohnmobilisten nichts mit dem zu tun, weswegen wir und viele andere Menschen sich vor vielen Jahren zum Kauf eines Wohnmobils entschlossen hatten.
Das ist nicht die Freiheit die wir meinen.
Hier an dieser Stelle vielen Danke an Peter Baltes
Die ersten Tage in El Ejido waren sehr schön. Fast wie zwei Jahre vorher. Es waren auch ein paar bekannte Gesichter dort. So hatte Hilde einen Herpes im Auge. Peter, ein deutscher Wohnmobilist, der auch in seinem Wohnmobil lebt, besitzt ein Auto. Hilfsbereit brachte er Hilde zum Krankenhaus von El Ejido und besorgte anschließend in einer Apotheke auch noch das passende Medikament.
Ein Spiel der schlechten Manieren
Aber nach und nach wurde der Platz voller. Es kamen die Neulinge auf dem Platz an. Kein „Hallo“, Kein „Guten Tag”. Sie ließen ganz klar heraushängen, dass sie sich für etwas Besserem hielten. Das Wohnmobil als Statussymbol. Die Wohnmobile? Riesig. In der Regel führten Viele noch einen Anhänger mit einem PKW darauf mit. Vom Kleinwagen bis zum SUV war alles vertreten. Es wurde sehr eng auf dem Platz. Das nahm teilweise skurrile Formen an. “Kastentrennung“ und “Platzhirschverhalten”. Wir waren froh, als wir den Wohnmobilstellplatz nur noch im Rückspiegel sahen. So etwas hatten wir in den letzten 17 Jahren noch nicht erlebt.
Geiz ist geil
Einige putzten sogar ihr Wohnmobil auf dem Platz. Die ganz cleveren sahen wir auf öffentlichen Parkplätzen oder am Strand als sogenannte Freisteher. Am Abend kamen sie dann auf den Wohnmobilstellplatz um Wasser zu tanken. Natürlich ohne die normalerweise von der Hafenmeisterei verlangten 3 € zu bezahlen. Sie wussten ganz genau, dass ab einer gewissen Uhrzeit Niemand mehr da war. Die Frage die sich dabei stellt. Wieso entsorgten sie nicht auf dem Platz. Die Antwort ist einfach. Die Kacke und das Grauwasser entsorgen sie einfach in den Gullys in den Wohngebieten oder kippen es auch direkt in die Botanik.
Dieses Respektlose Verhalten zeigt Wirkung
Inzwischen ist die Lage in Spanien und Portugal sehr angespannt was die Akzeptanz der Bevölkerung und der Obrigkeit betrifft. Immer mehr dieser Hotspots werden geschlossen oder geräumt. Dafür entstehen im Gegenzug immer mehr Wohnmobilstellplätze. Die eigentlichen Probleme mit diesen Leuten werden damit aber nicht beseitigt. Diese Leute gehen dann auf die offiziellen Wohnmobilstellplätze. Dann wird es Eng dort. Das Problem ist nicht das Freistehen an sich, sondern die Respektlosigkeit gegenüber der Umwelt, der Bevölkerung und dem Land in dem sie sich als Gast aufhalten. Und vor allen Dingen, dem nicht Einhalten von ungeschriebenen Verhaltensregeln. Zu einer dieser Regeln gehörte, es, prinzipiell Hunde auf einem Wohnmobilstellplatz an der Leine zu führen.
Langsam stieg unser „Frustspiegel“. Hatten wir bis jetzt über alle diese Dinge hinweggesehen, so fiel es uns das von Tag zu Tag schwerer. Nachdem Hilde wegen eines freilaufenden Hundes auch noch gestürzt war und sich dabei verletzt hatte, rückte der Tag der Entscheidung immer näher. Wir haben übrigens nie herausgefunden zu wem dieser Hund gehörte.
Drogendeals und exzessive Saufgelage
Aber es gab noch ein anderes Problem dort auf dem Platz. In der Nähe des Platzes befinden sich drei Lokale. Am Wochenende, und das fängt scheinbar dort schon Donnerstags an, machen junge Leute dort „Party“. Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist die Beschallung durch die drei Lokale. Das Gröhlen der betrunkenen Gäste, die sich auch auf der Straße aufhalten, ist bis in die frühen Morgenstunden zu hören und raubt den Gästen auf dem Wohnmobilstellplatz den Schlaf. Am nächsten Morgen sieht die Straße zum Strand aus wie ein Trümmerfeld. Überall Unrat und Glasscherben.
Am Strand befinden sich einige Büsche, die auch von den Gästen dieser Lokale gerne dafür genutzt werden, um sich zu entleeren. Der Geruch spricht dort für sich. An einer anderen Stelle waren drei junge Leute mit einem Drogendeal beschäftigt.
Es wurde Zeit El Ejido zu verlassen
Noch ein Nebeneffekt der freilaufenden Hunde am Platz und am Strand. Wir haben auf all unseren Reisen noch nie einen solchen vollgeschissenen Strand gesehen. Viele Hundebesitzer kümmerten sich nicht um die Hinterlassenschaften ihres Hundes. Selten sahen wir Hundebesitzer, die einen Beutel dabei hatten.