Reiseblog. Touren 2013
Deutschland. Auf nach Rügen
Und wieder einmal sind wir in Stralsund
14. Mai 2013. Am Vormittag verließen wir den Wohnmobilstellplatz in Pruchten schon für unsere Verhältnisse recht früh. Als nächstes Ziel unserer Reise stand mal wieder die Stadt Stralsund auf dem Plan.
Wir fuhren, wie jedes Mal wenn wir nach Stralsund kommen, den Wohnmobilstellplatz unter der Rügenbrücke an. Dort ist es zwar ziemlich laut, da sich der Platz direkt unter der Brücke befindet, aber für eine Nacht reicht es vollkommen.
Wohnmobilstellplatz an der Rügenbrücke
Die Stadt Stralsund
Nachdem wir uns auf unserem Platz eingerichtet hatten und mit den Hunden “Gassi” waren, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt.
Die Kultur, die Kunst, die Architektur und die Gastronomie
Wir kannten den Weg recht gut und erreichten das Zentrum ohne uns zu verlaufen. Eigentlich hatten wir Stralsund schon öfters besucht, aber noch nie hatten wir uns einige Sehenswürdigkeiten dort angesehen, was wohl auch daran lag, dass wir diese Touren noch mit einem anderen Wohnmobil im Schlepptau unternommen hatten. Diese Leute interessierten sich nicht sonderlich für kulturelle Dinge. Wir hingegen interessieren uns auf jedem Fall für solche Dinge, gehören sie doch zu einem Gesamtbild der Stadt in der wir uns befinden.
Auf der Suche nach einem ganz bestimmten Haus
An diesem Tag schlenderten wir gemütlich durch den Ort, sahen uns Dieses und Jenes an. Wir suchten ein ganz bestimmtes Haus in der Innenstadt. Hilde hat eine Kollegin, die in Stralsund geboren wurde und dort ihre Kindheit verbracht hatte. Sie war nachdem, sie damals vor dem Mauerbau Stralsund und damit die DDR verlassen mussten, nie wieder dort gewesen.
Also suchten wir dieses Haus uns fanden es in der Tat auch. Es gab es tatsächlich noch und passte auch von der Beschreibung. Wir machten einige Fotos von diesem Gebäude. Hildes Kollegin war schon sehr überrascht, dass wir dieses Haus in der Tat gefunden hatten. Sie hat sich sehr über diese Information und die Fotos gefreut. Sie war, nachdem sie mit ihren Eltern kurz vor dem Mauerbau die DDR verließen, auch nach dem “Mauerfall” nicht mehr dort gewesen.
Das Geheimnis über ein Segelschiff im Hafen
Nachdem wir unseren kleinen Ausflug in die Stadt beendet hatten, gingen wir hinunter zum Hafen. Dort interessierte uns ein Segelschiff, dass man, wenn man über die Rügenbrücke fährt, sieht. Das Schiff kam mir sehr bekannt vor. Ich hatte es in den 1970er Jahren während meiner Zeit bei der Bundesmarine schon einmal im Hafen von Kiel in Natura gesehen.
Wir beschlossen diesem Rätsel auf die Spur zu kommen. Es stellte sich bei der Recherche heraus, dass dies die ursprüngliche Gorch Fock 1 (hat nichts mit dem Schiffsnamen zu tun) ist. Sie ist bis auf ein paar Meter in der Länge absolut identisch mit der heutigen Gorch Fock.
Die Gorch Fock 1 (Offiziell “Gorch Fock”)
Diese Bark wurde, wie die spätere Gorch Fock auch, 1933 auf der Werft Blohm&Voss im Auftrag der deutschen Marine gebaut. Sie war, wie auch die heutige Gorch Fock, als Schulschiff gedacht gewesen und der Klasse von sechs Schulschiffen der deutschen Kriegsmarine zugeordnet.
Die Gorch Fock als Schulschiff und ihr vorläufiges Ende
Von 1933 bis 1945 tat sie dort ihre Dienste. Stralsund war ihr Heimathafen und ist es heute nach ihrer Rückkehr wieder.
Als sich die “Rote Armee” Ende des Zweiten Weltkriegs Stralsund näherte, wurde das Schiff von der deutschen Kriegsmarine abgetakelte und sollte in ein Versteck auf der Halbinsel Drigge geschleppt werden.
Die Gorch Fock wurde versenkt
Doch auf dem Weg zu diesem sicheren Ort geriet das Schulschiff unter russischen Beschuss und erhielt mehrere Treffer. Auf Befehl der deutschen Marineführung wurde das Schiff durch mehrere Sprengladungen versenkt. Die Besatzung floh.
Nach dem Krieg. Die Bark als Reparationsleistung
Als der Krieg zu Ende war wurde die Bark von den Russen wieder geborgen und fiel als Reparationsleistung an die Russen, wo sie dann mehr oder weniger verschrottet wurde. Das war das Ende des Vorzeigeschiffs der deutschen Kriegsmarine.
Die Gorch Fock als Vorzeigeschiff mit einem neuen Namen
Später jedoch wurde die Bark in Stralsund wieder gereinigt, aber das komplette, ursprüngliche Inventar in der Ostsee versenkt. 1947 kam sie in die Neptun Werft in Rostock, wo sie wieder aufgetakelt und einen neuen Namen erhielt. Towarischtsch hieß sie fortan und diente auch hier als Schulschiff für russische Matrosen.
Und sie galt nun als das Vorzeigeschiff der “glorreichen” sowjetischen Marine. Sie gewann bei Wettbewerben etliche Preise.
Die Gorch Fock bei der ukrainischen Handelsmarine
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion tat sie von 1991 bis 1999 noch bei der ukrainischen Handelsmarine ihren Dienst. Aber praktisch segelte sie ab 1995 aktiv nicht mehr. Schlicht! Die Ukraine konnte sich dieses Schiff einfach nicht leisten. Damit fing das Schiff an zu verfallen. Es drohte nun die endgültige Verschrottung.
Retter in letzter Minute. Tallship Friends
1999 holte der Verein “Tallship Friends” das Schiff mit dem Einverständnis der ukrainischen Regierung nach Wilhelmshaven. Dort wurde sie auf der EXPO am Meer vom 08.08. – 30.08.2000 ausgestellt und galt dort als der “Hingucker”.
Mit Hilfe von Spendengeldern erwarb der Verein “Tallship Friends” dann 2003 die Gorch Fock von der Ukraine und brachte sie zurück nach Stralsund, wo sie ebenfalls mit Hilfe vieler Spender wieder aufgebaut wurde.
Die Bark hat wieder ihren Platz wo sie hingehört
Gegen einen vertretbaren Eintrittspreis kann man sie heute im Hafen von Stralsund besichtigen. Hier sollte daran gedacht werden, dass dieses Eintrittsgeld der Erhaltung und dem Wiederaufbau dieser wunderschönen Bark zu gute kommt. Ein Besuch lohnt sich.
Für Menschen, die sich für solche Dinge interessieren: “Sehr Sehenswert”