Reiseblog. Touren 2011
Frankreich. Der Ärmelkanal, die Biskaya und das Perigord
Die Festungsstadt Port Louis in der Bretagne
09. bis10. Juni 2011. Nachdem wir einen wunderschönen Tag in Mont Saint Michel in der Normandie verbracht hatten, brachen wir am nächsten Morgen auf und verließen die Normandie. So erreichten am späten Nachmittag die Stadt Port Louis.
Aire de Services de la Côte Rouge Port Louis
Port Louis gehört zu dem bretonischen Département du Morbihan (abgeleitet von Orient). Die Städte Lorient und Port Louis sind lediglich nur durch die Meeresbucht getrennt.
Die Zitadelle von Port Louis
Gegenüber den Schiffsankerplätzen vor dem Hafen von Lorient befindet sich die Zitadelle von Port Louis. Sie bot den beiden Städten Schutz vor Angriffen, die ihnen vom Atlantik her drohten. Lorient und Blavet (alter Name bis 1618) waren bedeutende Handelsstädte. Hier wurden Wein, Salz und Getreide umgesetzt.
Juan del Aguilar
Die Spanier begannen unter Juan del Aguila 1590 mit dem ersten Abschnitt der Zitadelle. Nach dem die Spanier die Region wieder verließen wurde die Zitadelle unter Louis XIII fertig gestellt. Blavet erhielt nun den Namen Port Louis.
Die Rolle der Zitadelle während des Zweiten Weltkriegs
Im zweiten Weltkrieg benutze die deutsche Kriegsmarine die Zitadelle für den Schutz der deutschen U-Boote. Außerdem wurden hier Widerstandskämpfer der Résistance gefangen gehalten. Ein dunkles Kapitel dieser Geschichte war die Erschießung von 69 angeblichen Mitgliedern der Résistance.
Eine schöne Zeit in Port Louis
Auf dem Wohnmobilstellplatz, der eigentlich nur ein Parkplatz ist, blieben wir zwei Tage in Port Louis. Wir nutzten diese Zeit, um uns die Stadt und vor allen Dingen die beeindruckende Befestigungsanlage anzusehen.
Die Zeit verflog wie im Flug und am Ende hatten wir den Eindruck, dass der Aufenthalt dort zu kurz war. Wir beschlossen eines Tages wiederzukommen.
Die berühmten Steinreihen von Carnac
11. Juni 2011 Wir verließen Port Louis und fuhren weiter nach Arthon-en-Retz in der Nähe von Nantes. Unterwegs machten wir einen kleinen Abstecher nach Carnac um uns dort die berühmten Steinreihen anzusehen.
Die Entstehung der Steinreihen in Bretagne
Carnac gehört zum Département Morbihan und dem Kanton Quiberon. Die dort zu besichtigen Megalithanlagen wurden zwischen 4500 v. Chr. bis etwa 2300 v. Chr. errichtet und bestand ursprünglich aus 3000, unbearbeiteten Steinen auf einer Strecke von 8 km. Ein Steingrab bestand in der Regel aus zwei vertikalen und einem horizontalen Stein, der als Deckel diente.
Die Grabkammer
Rundherum wurde dieses Bauwerk mit Erde angefüllt, so dass im Innern ein Hohlraum entstand, der dann die eigentliche Grabkammer bildete. In den Jahrtausenden sind viele dieser Hügel zusammen gefallen. So wurden viele dieser Steine im Zuge der Besiedlung zum Bau von Häusern oder Mauern verwendet. Diese Art der Anlagen findet man überall in Europa, sind aber keiner festen Kultur zuzuordnen.
Hier irrte sich der Erfinder der Comic Figur Obelix
Also passen die Hinkelsteine (Irrtum in der Übersetzung des Comics. Hinkel = Huhn und nicht Hüne wie Riese) mit denen sich der arme Obelix abmühen musste, nicht unbedingt zur keltischen Kultur und nicht in diese Epoche (Römerzeit).
Unsere anfängliches Vorhaben, nach Quiberon weiter zu fahren, gaben wir, da Pfingsten vor der Türe stand und es viele Wohnmobilisten dorthin ziehen würde, auf. Stattdessen fuhren wir weiter Richtung Arthon-en-Retz.
Oldtimerrallye Tour de Bretagne in Carnac
Aber bevor wir nun unsere Reise weiter fortsetzten, fuhren wir noch einen Parkplatz in der Nähe von Carnac an um ein verspätetes Frühstück einzunehmen. Was wir nicht wussten, dass genau dort eine sehr außergewöhnliche Oldtimerrallye vorbei führte. Es war, wie wir später erfuhren die 31.ste Tour de Bretagne.
Eine ungewöhnliche Rallye
Diese Rallye wird jährlich veranstaltet und fand in diesem Jahr vom 10. Juni bis zum 13. Juni 2011 statt. Es ist wohl eine richtig verrückte Oldtimer Rallye. Die Teilnehmer sind in der Regel passend zu Ihrem Fahrzeug gekleidet. Sogar die Ausstattung, wie zum Beispiel der Renault Daufine mit den Ausflugsutensilien für die ganze Familie auf dem Dach oder der Renault Caravelle mit dem passenden Wohnwagen, gehörten dazu.
Ein VW Bus mit Insassen, dass man glaubte, sie hätten einen Zeitsprung aus den 60er Hippie Jahren ins 2100 Jahrhundert geschafft. Oder die Nonne in dem Citroen 2CV (Louis de Funes – Der Gendarm von St. Tropez lässt grüßen).
Die Teilnehmer hatten ihren Spaß und winkten jedem zu, der am Straßenrand stand. Ich habe schon an einigen Oldtimerrallyes teilgenommen, aber an einer Solchen verrückten noch nie. Wäre vielleicht eine Idee.
Schon das Zuschauen machte Appetit nach mehr
Eine Nacht in Le-Port-de-Mortagne
11. Juni 2011. Nachdem wir Carnac verlassen hatten, ging unsere Reise weiter und erreichten, auf unserer Weg entlang der Atlantikküste, das Hafenstädtchen Mortagne-sur-Gironde an der Mündung der Gironde in der Region Aquitanien im Departement-de-la-Gironde. Bis nach Bordeaux sind es von dort aus nur noch ca. 50 km.
Ein überfüllter Wohnmobilstellplatz
Der Stellplatz verfügt über Strom, Wasser sowie Ver- und Entsorgung. Der Platz hat über 100 Stellplätze. 100? Als wir dort ankamen waren alle Plätze besetzt. Es waren weit mehr als nur 100 Wohnmobile die an diesem Tag dort standen. Viele Franzosen nutzen das lange Pfingstwochenende um mit ihren Wohnmobilen einen Ausflug zu machen.
An die Ver- und Entsorgungsstation war es nicht möglich heran zukommen, da dort auch Mobile geparkt waren. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns, die Nacht auf der anderen Seite der Straße, direkt am Hafenbecken zu verbringen. Dieser Platz war nicht als Stellplatz ausgewiesen. Allerdings ist das im Gegensatz zu den Niederlanden in Frankreich kein Problem.
Am nächsten Morgen kam der Mensch von der Stadt und kassierte von uns die reguläre Gebühr für einen Wohnmobilstellplatz. Das sehen die Franzosen sehr locker.
Port de Plaisance in Mortagne-sur-Gironde
Hätten wir allerdings gewusst wie voll es dort war, wären wir auf die Halbinsel Quiberon gefahren. Dort wäre es sicher genau so voll gewesen, aber die Umgebung wäre schöner gewesen.
Die Weingegend Haute Medoc bei Bordeaux
12.Juni 2011. Am Morgen verließen wir Le-Port-Mortagne und erreichten am Nachmittag nach zwei vergeblichen Versuchen einen Wohnmobilstellplatz zu finden, auf denen noch einige akzeptable Plätze frei waren, den Ort Saint-Loubes. Dieser Ort befindet sich im Departement Gironde in der Region Aquitanien.
Wohnmobilstellplatz Chateau d’Esther in Saint-Loubès
Die Provinz Aquitanien
Aquitanien ist eine Provinz, die im Westen durch den Atlantik und im Süden durch die Pyrenäen begrenzt wird. Diese Provinz besteht aus den Departements Dordogne, Gironde, Département Landes, Lot-et-Garonne und Pyrénées-Atlantiques. Weine aus dem Anbaugebiet rund um Bordeaux stehen in der ganzen Welt für Qualität und Anspruch. Hier möchten wir nur einige Weinregionen erwähnen.
Der Medoc und das Haute Medoc
Der Medoc und das Haute Medoc befindet sich zwischen der Gironde Mündung und dem Atlantik, sowie der Cotes-de-Bourg nördlich von Bordeaux. Sowie an der Gironde oder Entre-Deux-Mers zwischen dem Fluss Gironde und Dordogne, beginnend südöstlich von Bordeaux. Der Ort Saint Loubes gehört zu dieser Weingegend. Das wohl weltweit berühmteste Weingut ist das “Château Mouton-Rothschild“. Es befindet sich in der Haute Medoc oberhalb von Bordeaux.
Das Weingut Château d’Ester von Thomas Fabian
Das Weingut von Thomas Fabian, das Chateau d’Ester, befindet sich in Saint Loubes, direkt an der Dordogne. Der gebürtige Deutsche kaufte 1995 dieses heruntergekommene Weingut und baute es wieder auf. Auf seinem Weingut betreibt er biodynamischen Weinbau. Das heißt keine Chemie gegen Schädlinge oder Pilze. Hier greift er auf alte traditionelle Verfahren zurück. Die von Thomas Fabian angewendete Methode der Gärung als „Spontanvergärung“ bezeichnet.
In Kurzform: Es wird keine gezüchtete Hefe, sondern Hefepilze, die schon in der Natur auf der Traube und im Weinkeller vorhanden sind, für die Vergehrung verwendet. Bevor der Wein in Flaschen abgefüllt wird, lagert er zuerst einmal 24 Monate in Holzfässern.
Das und vieles mehr erzählt Thomas Fabian uns bei der Weinprobe. Während des Vortrags merkt der Besucher, dass es sich bei seinem Beruf nicht einfach um eine Arbeit handelt, sondern um Leidenschaft und Passion. Wir haben uns selbstverständlich auch bei unserem Besuch Wein gekauft. Jedes mal, wenn wir bei besonderen Gelegenheiten eine Flasche dieses Weins öffnen, befinden wir uns in Gedanken wieder auf dem Chateau d’Ester in Saint Loubes. Auf dem sehr schönen Wohnmobilstellplatz zwischen den Rebstöcken, auf die die Sonne Frankreichs scheinen. Hier lebte man wirklich wie “Gott in Frankreich“