Reiseblog. Touren 2011
Frankreich. Der Ärmelkanal, die Biskaya und das Perigord
Dune-du-Pilat. Die größte Wanderdüne Europas
14. Juni 2011. Am Morgen verließen wir den Wohnmobilstellplatz von Thomas Fabian in Saint-Loubes. In Arcachon legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein und fuhren dort die Ver- und Entsorgungsstelle an. Nachdem wir dort den Grauwassertank und die Toilette entleert hatten, ging die Fahrt weiter nach Pyla-sur-Mer, zu der größten Wanderdüne Europas der „Dune-du-Pilat”.
Einige Informationen über diese Düne
Die Düne ist bis zu 117 m hoch, ca. 500 m breit und erstreckt sich über eine Länge von 2,7 km (geschätztes Volumen ca. 60 Millionen Kubikmeter Sand). Sie befindet sich an der Meeresöffnung, also dem Bassin d’Arcachon, südlich der Stadt Arcachon und dem Ort Pyla-sur-Mer.
Auf der anderen Seite schaut der Besucher von der Düne hinüber auf das Cap Ferret. Seit 1978 steht diese Düne unter Naturschutz. Sie gilt nach Mont Saint-Michel zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs.
Über die Entstehung dieser Düne
Seit 18.000 Jahren haben Wind, Meer, Gezeiten und natürlich der Mensch diese Düne geformt. Sie wandert pro Jahr zwischen einem und 5 m landeinwärts und begräbt alles was sich ihr in den Weg stellt unter sich. So fanden Forscher in der Düne bei Grabungen Überreste von Besiedlungen, die bis 1000 Jahre v.Ch. zurück reichen.
Da die Düne eine Bedrohung für angrenzenden Häuser und deren Bewohner darstellt, sind durch mechanische und botanische Änderungen, die Wanderung der Düne umgeleitet worden. (Leider nicht immer mit Erfolg).
Der mühsame Aufstieg auf die Düne
Wir bestiegen die Düne von der Ostseite, wo die Steigung 30- bis 40° beträgt. (Auf der Westseite ca. 5-20°). Das heißt, bei zwei Schritten hinauf, folgt dann ein Schritt hinunter. Auf halber Höhe dann. Der Ausblick ist nichts für Menschen mit Höhenangst. Aber oben angekommen gibt es dafür eine Belohnung für die Strapazen. Nämlich einen Rundblick auf die Welt dort unten.
Ein unvergesslicher Ausblick über die Gascogne und den Atlantik
Der Blick gleitet weit über den Atlantik, über das Becken von Arcachon und der Halbinsel Le-Cap Ferret, hinter der sich der Golf der Biskaya erstreckt und auf der anderen Seite über den Kamm der Düne zu den Pinienwälder der Gascogne.
Der Mensch muss dann weichen, wenn sich der Wind und das Meer zusammen tun
Seicht verschwinden die Bäume am Rand der Düne unter dem Sand. Von einigen schauen nur noch vereinzelte Äste heraus. Der Blick über diese Welt erzeugt Ehrfurcht vor der Natur, die dort Ihr Geschäft schon seit 18.000 Jahren betreibt und sich von Nichts und Niemanden aufhalten lässt. Der Mensch muss weichen, dann, wenn sich der Wind und das Meer zusammentun.
Biarritz. Eine Stadt erwacht aus einem tiefen Schlaf
15.Juni 2011. Von Pyla sur Mer fuhren wir weiter nach Biarritz und erreichten am Abend den komplett überfüllten Wohnmobilstellplatz. Als wir unser Wohnmobil einparken wollten ließ sich plötzlich kein Gang mehr einlegen. Nach einer kurzen Diagnose stellten wir dann fest, dass der Kupplungsgeber defekt sein muss. Da ich (Roger) mich seit 25 Jahren beruflich mit Oldtimern beschäftige, wusste ich was zu tun ist. Fahren wie ganz Früher, als es noch keine synchronisierten Getriebe gab. Also fahren mit „Zwischengas” und Geduld beim Einlegen des Gangs. Das kannte ich noch von unserem alten Traktor. Der hatte ein noch unsynchronisiertes Getriebe.
Biarritz, der Golf der Biskaya und der Walfang
Biarritz ist eine Stadt am „Golf der Biskaya”, im äußersten Südwesten Frankreichs und gehört zum Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Aquitanien. Die Urbevölkerung bestand zum größten Teil aus Basken. Im Mittelalter verdienten die meisten Bewohner dieser Stadt ihren Lebensunterhalt mit dem Walfang im Golf der Biskaya. Biarritz war einer der bedeutendesten Umschlagplätze für Wale.
Das Ende des Walfangs und ein neuer Anfang
Aber im 17. Jahrhundert war der Bestand in der Biskaya leergefischt, so dass sich der Walfang nicht mehr lohnte. Damit entwickelte sich Biarritz zu einem unbedeutenden kleinen Fischerort wie viele andere Orte auch. Das änderte sich erst 1854 als Kaiserin Eugénie, die Gattin von Napoleon III, einige Monate dort verbrachte.
Da es seiner Gattin so gut in Biarritz gefiel, ließ Napoleon III eine Residenz dort bauen (heute ein Hotel – ist vom Strand aus zu sehen) sodass sie viele Jahre die Sommermonate dort verbrachte. Damit wurde Biarritz ein beliebter Treffpunkt des Hochadels aus ganz Europa. Das änderte sich erst in den 60er Jahren.
Das Surfer Paradies
Die Surfer entdeckten Biarritz. Der Drehbuchautor Peter Viertel und der Filmproduzent Dick Zanuck brachten den Surfsport anlässlich der Dreharbeiten zu der Hemingway-Verfilmung „Zwischen Madrid und Paris“ nach Biarritz. Außerdem entwickelte sich Biarritz zu einem beliebten Bade- und Kurort. Hinzu kommen noch viele Kongresse und der „ganz normale“ Tourismus.
Das Alles ist bis heute ein festes wirtschaftliches Standbein für die Stadt Biarritz. Die Exklusivität zeichnet sich allerdings hier auch durch hohe Preise aus.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang am Strand setzten wir am nächsten Morgen unsere Reise weiter fort. Gerne wären wir noch einige Zeit in Biarritz geblieben. Auch wären gerne über die Pyrenäen Richtung Spanien gefahren, aber das Problem mit der Kupplungshydraulik ließ uns die Reise in Richtung unserer Heimat Deutschland antreten.
Es lagen ungefähr 1400 km vor uns, …. und das ohne Kupplung. Eine beunruhigende Aussicht
Von Biarritz nach Saint-Cyprien im Perigord
16. Juni 2011. Von Biarritz machten wir uns auf den noch 1400 km langen Nachhauseweg. (wie schon erwähnt, ohne Kupplung). Nach ungefähr 50 km kam mir (Roger) ein Einfall. Auf einem Parkplatz baute ich den Stößel zwischen Pedal und Kupplungsgeberzylinder aus und verlängerte ihn mit einer einfachen Nuss (Werkzeug). Dies hatte ich schon einmal angewandt, als ich mit meinem Triumph TR5PI auf dem Nürburgring einen Kupplungsschaden hatte.
Die Kupplung und eine provisorische Lösung
Und siehe da, es war wieder Druck da und die Kupplung funktionierte wieder einwandfrei. Das war die gute Nachricht. Die schlechte war, dass bei jedem Kuppeln ein wenig Bremsflüssigkeit verloren ging. Nach meiner Einschätzung sollten in vier bis fünf Reisetagen Probleme auftreten und dann die rote Kontrollleuchte aufleuchten würde, die für den Stand der Kupplungsflüssigkeit zuständig ist. Ich sollte Recht behalten. Aber da waren wir schon zu Hause.
Auf dem Weg durch das Perigord
Auf dem Weg durch das Perigord beschlossen wir in Saint Cyprien anzuhalten und ein paar Tage dort zu bleiben. Dieser Ort ist nicht mit dem gleichnamigen Städtchen am Mittelmeer zu verwechseln. Der Wohnmobilstellplatz liegt mitten im Ort und bietet Strom, Wasser, Ver- und Entsorgung. Der Strom muss an einem Automaten bezahlt werden. Der Rest ist kostenlos.
Einige Informationen über den Ort Saint Cyprien
Der kleine Ort Saint Cyprien/Perigord befindet sich in dem Département Dordogne des Périgord am Ufer der Dordogne. Was als erstes auffällt ist die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kirche (Eglise de Saint Cyprien).
Der Bergfried, also der Turm (romanische Architektur) und teilweise die umliegenden Häuser stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Der Rest der Kirche wurde später im gotischen Baustil errichtet.
Wenn man diese Kirche bestritt, dann nimmt man den Geruch vieler Jahrhunderte in sich auf. Der Blick auf das Kreuzrippengewölbe erfüllt den Besucher mit Ehrfurcht vor der Arbeit der Baumeister dieser Kirche.
Das Perigord
Das Périgord ist mehr als nur der Begriff für eine Landschaft. Es ist der Begriff für eine wilde und bewegte Geschichte. Dem Ursprung des modernen Menschen, dem Cro-Magnon-Mensch, an den heute noch die Felsenmalereien erinnern, den Kelten, die dieser Landschaft den Namen gaben, den Kriegen gegen die englischen Besatzer im Mittelalter, der Vereinigung 1607 unter Heinrich dem IV.
Eine Region mit vielen verschiedenen Facetten.
Das Perigord. Fruchtbares Land und Gegenden wo kahle Granitfelsen die Landschaft prägen. Das warme Klima ermöglicht den Weinanbau in der Gegend um Bergerac. Es gibt Trüffeln, Walnüsse, Steinpilze, Pfifferlinge, Erdbeeren und Kiwis.
In den großflächigen Wäldern (Pinien, Kastanien, Eichen) gibt es reichlich Wild und in den Flüssen viele Fische. Es wird eine erfolgreiche Landwirtschaft betrieben.
Wenn es Gott gibt, so hat er sich diese Landschaft für den siebten Tag der Schöpfung aufgehoben.
Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt und wir werden sicher noch mal den Périgord besuchen.
Auf dem Heimweg
18. Juni 2011. Wir verließen Saint Cyprien und machten uns auf die Heimreise zurück nach Buchholz im Westerwald. Unsere vorletzte Station sollte der Wohnmobilstellplatz in Beaugency an der Loire sein.
Gemütlich fuhren wir über die Landstraße durch den Périgord. Ab und zu begegnete uns mal ein Auto, dem wir gerne Platz machten. Wir hatten ja Zeit und genossen einfach die Fahrt. Gegen Abend erreichten wir den Wohnmobilstellplatz in Beaugency um dann festzustellen, das dort schon alles besetzt ist. Wir fuhren weiter nach Roches.
Wir übernachteten dort auf einem historischen Gut und setzten am nächsten Morgen die Reise weiter fort. Gut dass wir einen vollen Wassertank und genug Strom
an Bord hatten, denn entgegen der Beschreibung im Bordatlas gab es dort weder Strom noch Wasser.
Über Paris und Lüttich nach Aachen
Gegen Mittag erreichten wir dann endlich Paris. Dank unserem Navi gelangten wir ohne Stau durch Paris hindurch und fuhren weiter Richtung belgische Grenze über Lüttich nach Aachen.
Wie haben wir das vermisst. Kaum überquerten wir die Grenze in Lichtenbusch nach Deutschland, war es vorbei mit der Gemütlichkeit auf der Autobahn. Es wurde gerast und gedrängelt. Nachdem wir fast 4500 km durch Frankreich gefahren sind, und den etwas unorthodoxen aber rücksichtsvollen Fahrstiel der Franzosen kennengelernt hatten, mussten wir uns erst einmal wieder an den aggressiven und rücksichtslosen Fahrstiel in Deutschland gewöhnen.
Ein kleiner Zwischenstopp in Aachen
Wir holten noch bei meiner Tochter in Aachen unseren alten Hund Lucky ab und waren gegen Abend endlich zu hause. Gutes Timing. Jetzt leuchtete die Bremskontrollleuchte auf und die Kupplungshydraulik war endgültig am Ende.
Es war eine sehr schöne Reise gewesen und kaum waren wir zu Hause, planten wir schon unsere Nächste. Aber vorher müssen wir wieder etwas arbeiten. Aber bald geht es wieder los. Wohin? Natürlich Dorthin wo es schön ist